Urinsteine über pH-Wert beeinflussen

Wenn es nicht mehr fließt – Teil 3: Urinsteine behandeln


Die Behandlung der Urinsteine bei Hunden und Katzen unterscheidet sich kaum. Grundsätzlich muss beim Auftreten von Beschwerden zunächst der akute Zustand behandelt werden. Langfristig gilt es aber, durch vorbeugende Maßnahmen das erneute Auftreten zu verhindern.

Grundprinzipien

Egal, ob im Rahmen einer akuten oder einer langfristigen Behandlung, einige Grundprinzipien sollten für die Beseitigung bzw. Verhinderung von Harnsteinen und Harngrieß beachtet werden. Dazu zählen:

  • Wasseraufnahme erhöhen, damit eine bessere Löslichkeit der kristallbildenden Substanzen gegeben ist
    Dies kann z. B. erreicht werden, indem man dem Futter zusätzlich Wasser hinzufügt. Alternativ kann man versuchen, die Tiere durch Zugabe von etwas Brühe oder ein paar Tropfen Sahne zum Wasser zum Trinken zu animieren.
  • Verzicht auf Trockenfutter
    Trockenfutter entzieht dem Organismus zusätzlich Wasser
  • Konzentration der steinbildenden Substanzen im Urin verringern (das ist abhängig von der Art der Kristalle)
  • Erreichen oder Halten des Normalgewichts
    Übergewicht stellt einen Risikofaktor für die Bildung von Harnsteinen dar

 

Die akute Behandlung der Urinsteine

Was beim Auftreten konkreter Symptome unternommen werden kann, ist abhängig von der Schwere des Zustands. Wie bereits in Teil 1 und Teil 2 erwähnt, stellt die komplette Verlegung der Harnröhre, also das Blockieren des Urinflusses durch einen Stein, einen Notfall dar und muss tierärztlich behandelt werden.

Kann das Tier noch Urin absetzen, hat aber Beschwerden, ist es abhängig von der Art der Kristalle oder Urinsteine, wie vorgegangen werden kann. Liegt gleichzeitig eine bakteriell bedingte Blasenentzündung vor, muss auch diese behandelt werden. Beim Tierarzt werden hierfür Antibiotika gegeben, es ist aber auch möglich, homöopathisch einen Behandlungsversuch zu unternehmen. Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Urinmenge durch vermehrte Wasseraufnahme zu erhöhen, damit der Urin weniger konzentriert ist und damit die Bildung weiterer Kristalle oder Steine reduziert wird.

Liegen Struvitsteine oder -kristalle vor, was in einem Großteil der Fälle so ist, dann können diese durch Ansäuern des Urins aufgelöst werden. Von tierärztlicher Seite wird dies häufig mit Hilfe von Diätfuttern, die Methionin enthalten, gemacht. Auf natürliche Weise ist das Ansäuern des Urins mit Hilfe von Cranberry (Pulver, Kapseln) möglich. Dadurch wird gleichzeitig möglicherweise die Anheftung von Bakterien an die Blasenwand reduziert und so Blasenentzündungen entgegengewirkt. Studien hierzu waren allerdings nicht eindeutig. Unabhängig davon, auf welche Weise man den Urin ansäuert, ist es wichtig, den pH-Wert des Urins regelmäßig zu kontrollieren. Kommt er zu stark in den sauren Bereich, fördert dies die Bildung von Calcium-Oxalatsteinen, die nicht diätetisch auflösbar sind. Der pH-Wert sollte auf keinen Fall unter 6 oder über 7 liegen. Zur Auflösung der Kristalle ist ein pH-Wert zwischen 6,2 und 6,5 optimal. Gleichzeitig sollte das Futter so beschaffen sein, dass die steinbildenden Substanzen in möglichst geringer Menge enthalten sind. Das sind hier vor allem Magnesium und Phosphat.

Cystinsteine können mit einer proteinreduzierten und alkalisierenden Diät aufgelöst werden. Sie entstehen durch eine angeborene Fehlfunktion des Stoffwechsels. Da Cystin bei pH-Werten zwischen 5,5 und 7,0 nur sehr schlecht löslich ist, muss der pH-Wert angehoben werden. Zur Alkalisierung des Urins kann Kaliumzitrat oder Natriumbikarbonat eingesetzt werden. Auch hier sollte regelmäßig der pH-Wert des Urins kontrolliert werden. Er sollte um 7,5 liegen, damit sich die Steine auflösen können und es nicht zu einer Neubildung kommt.

Calcium-Oxalatsteine können diätetisch leider nicht aufgelöst werden. Liegen diese vor und  bereiten Beschwerden, bleibt nur eine tierärztliche Behandlung. Bei sehr kleinen Steinen können diese unter Ultraschallkontrolle ausgeschwemmt werden. Sind sie größer, so dass sie die Harnröhre nicht mehr passieren können, müssen sie chirurgisch entfernt werden.

 

Bei Ammonium-Uratsteinen sollte durch die Diät die Konzentration von Harnsäure-, Ammoniumionen- und Wasserstoffionen im Urin reduziert werden. Die ist möglich durch eine purinarme, proteinreduzierte Ernährung sowie die Alkalisierung des Urins. Purinreiche Futterbestandteile sind bindegewebsreiche Fleischbestandteile, vor allem Innereien (auch Pansen); Pferdefleisch; Haut; einige Fischsorten wie Thunfisch oder Sardellen; Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen oder Soja; Bierhefe; Getreide(flocken) und Nüsse. Vorsicht ist auch bei Kauartikeln geboten. Purinarm sind beispielsweise Eier und Milchprodukte wie Hüttenkäse sowie die meisten Gemüse- und Obstsorten. Der Fleischanteil sollte möglichst aus reinem Muskelfleisch bestehen.

Vorsicht mit Kauartikeln

Ammonium-Urat: Vorsicht mit Kauartikeln

 

Langfristige Vermeidung der Neubildung

Um nach Auftreten von Problemen mit Harnsteinen oder Kristallen eine neuerliche Bildung zu verhindern, gilt es einerseits, die oben genannten Grundprinzipien zu beachten, andererseits den pH-Wert des Urins im Auge zu behalten. Um die Wasseraufnahme zu befördern, kann dem Futter gegebenenfalls auch etwas Salz beigefügt werden und so der Durst erhöht werden. Trockenfutter sollte grundsätzlich vermieden werden und ist auch als Diätfutter bei Harnsteinen kontraindiziert.

Zur Verringerung der steinbildenden Substanzen eigenen sich die bereits weiter oben genannten diätetischen Prinzipien. Bei Calcium-Oxalatsteinen ist es wichtig, sowohl den Calcium- als auch den Oxalsäureanteil zu verringern. Passiert das einseitig, kann es zur Steigerung der anderen Substanz kommen. Besonders  calciumreich sind Knochen; grüner Pansen und Blättermagen; bestimmte Fische wie Hering oder Sardinen; Brokkoli, Spinat, Bohnen (auch Soja) und Milchprodukte. Oxalatreiche Futtermittel sind Sardinen; verschiedene Gemüse wie Brokkoli, Karotten, Sellerie, Mais, Gurke, Salat, Sprinat, Sommerkürbis, Süßkartoffel und Sojaprodukte; eine Reihe von Früchten (Äpfel, Birnen, Beerenfrüchte, Aprikosen, Pfirsiche u. a.); Getreide und Nüsse.

Auch eine homöopathische Behandlung kann unterstützend dazu beitragen, die Neigung zur Bildung der Urinsteine oder -kristalle zu reduzieren.