Kaninchen Kräuterwiese

So füttern Sie Ihr Kaninchen richtig


Autor: Robert Brungert

Kein Kraft- oder Pelletfutter verwenden

Kaninchen fressen wenigstens 30, aber bis zu 120 Mal am Tag eine Kleinigkeit. Ihr empfindliches Verdauungssystem leitet den Nahrungsbrei vom Dünndarm in den Dickdarm. Dessen Darmwand transportiert nährstoffreiche kurzfaserige Nahrungspartikel zurück in den Blinddarm. Hier werden diese Nahrungspartikel durch die Darmbakterien aufgeschlossen und als Blinddarmkot abgegeben. Dieser wird direkt wieder gefressen und passiert die Verdauung erneut. Damit können die wertvollen Nahrungsbestandteile aufgenommen werden, die erst zum Ende vom Verdauungstrakt aufgeschlossen werden. Das bedeutet jedoch, dass Kaninchen bei der Nahrung sehr anspruchsvoll sind.

Wer ihnen Körner-, Kraft- oder Pelletfutter gibt, tut den Tieren keinen Gefallen, auch weil sie viele Getreidearten nicht gut vertragen. Sie sollen deswegen nie mit trockenem Brot gefüttert werden. Die Nahrung soll aber auch nie klein gemahlen und wieder gepresst werden, da die langen Fasern dann ebenfalls kurzfaserig sind, im Blinddarm jedoch nichts zu suchen haben (lesenswert: Häufige Fütterungsfehler).

Kaninchen sollen Kraftfutter nur erhalten, wenn sie einen Mehrbedarf für Fellbildung oder zum Säugen haben oder durch eine Erkrankung geschwächt sind. Pelletfutter kann um das Fünffache aufgehen, es zieht dann das Wasser aus dem Körper und kann beim Kaninchen den Magen platzen lassen. Deswegen wäre nur ausgesuchtes Kraftfutter zu wählen, welches sich für Kaninchen eignet und nicht im Magen aufgeht. Auch davon soll nicht zu viel gegeben werden. Im Normalfall kann auf Kraft- und Pelletfutter komplett verzichtet werden.

Frischfutter ist Trumpf

Entscheidend ist, dass Kaninchen durchgehend wenigstens etwas Frischfutter erhalten, mit dem sie auch den Großteil ihrer Flüssigkeit aufnehmen. Wenn möglich, soll Heu und anderes Trockenfutter nur als Ergänzung angeboten werden. Vom Frischfutter sollen frische Gräser und Kräuter wenigstens die Hälfte, Gemüse ein Viertel und Obst bis ein Viertel der Futtermenge ausmachen. Beim Frischfutter kann der Halter nicht viel falsch machen, da die Kaninchen selber selektieren. Bei Heu oder getrockneten Kräutern können sie das jedoch nur sehr begrenzt, da diese ihren Bittergeschmack verlieren. Es soll natürlich nicht viel mehr Frischfutter gegeben werden, als die Tiere fressen, aber doch etwas mehr. So können sie selektieren und die übrig bleibenden Futterreste werden entsorgt.

Gesunde Kaninchen fressen auch Kohl problemlos, wenn sie daran gewöhnt sind (Tipp: Kaninchen an Kohl gewöhnen). Wenn sie jedoch nur Kraft- oder Trockenfutter erhalten haben, dann kommt es vor, dass sie zuerst gar kein Frischfutter vertragen oder annehmen. Die Darmbakterien müssen sich erst nach und nach anpassen, das kann Wochen dauern. Es wäre die Ration Kraft- und Trockenfutter allmählich zu reduzieren, um zuerst nur ganz wenig Frischfutter zu geben. Es muss natürlich etwas leicht Bekömmliches gegeben werden, was die Tiere gerne fressen. Hier wäre z. B. Petersilie geeignet.

Kaninchen sollen wegen ungeeigneter Zuckerarten nicht mit Futtergras, wie es für Kühe angebaut wird, gefüttert werden. Es soll schon einen „Wildwiesen-Charakter“ mit vielen verschiedenen Gräsern und Kräutern haben. Der Grünschnitt darf bei der Lagerung nicht im Innern warm werden, kleine Portionen können im Kühlschrank gelagert werden. Die Tiere fressen zudem gerne Salat, Sellerie, Äpfel, Birnen und vieles andere, was die meisten Haushalte ohnehin ständig vorrätig haben.

Kaninchen Zweige

 

Darüber hinaus sollten Kaninchen ein paar Zweige oder etwas Laub von geeigneten Sträuchern und Bäumen erhalten. Auch Heu sollen sie haben, sogar durchgehend. Da Kaninchen ständig kleine Portionen vertilgen, ist Heu die Notreserve, aber kein Alleinfutter. Wer im Winter keine frische Wiese beschaffen kann, soll immer noch Gemüse und etwas Obst geben. Die Kaninchen werden von ganz alleine mehr von dem Heu aus der Heuraufe vertilgen. Erhalten die Tiere nur noch Trockenfutter, nehmen sie häufig zu wenig Wasser auf. Bei der Umstellung im Frühjahr zurück zum Frischfutter kann es dann auch Verdauungsprobleme geben.

Auch beim Heu selektieren Kaninchen und fressen die feineren Halme. Grobe Halme lassen sie hingegen liegen, diese wären gelegentlich zu entfernen, wenn es zu viele werden. Diese groben Halme enthalten wenig Energie und sind deswegen für die Kaninchen weniger interessant. Beim Heukauf sollten  Halter bereits mit den Augen auf feines und grünes Heu achten

Weitere Hinweise zur Kaninchenfütterung

Kaninchen sollen nicht nur wegen ihrer empfindlichen Verdauung beim Frischfutter viel Abwechslung haben und große Mengen davon vertilgen. Sie nutzen mit diesem Frischfutter oder alternativ dem Heu zugleich die ständig nachwachsenden Zähne ab. Diese wachsen sonst, bis die Tiere nicht mehr fressen können und der Tierarzt die Zähne zurück schleifen muss.

Die richtige Kaninchenfütterung ist ein sehr komplexes Thema, welches sich dennoch jeder schnell aneignen kann. Auf kaninchen-haltung.com findet sich das 1 Mal 1 zur Haltung und Fütterung von Hauskaninchen, damit diese sich wohl fühlen, gesund bleiben und lange leben. Wird nur Heu und Kraftfutter gegeben, dann werden die Tiere nicht sehr alt. Zu viel Energie und zu wenig Flüssigkeit ist für die Tiere auf Dauer schädlich. Frischfutter bietet eine erheblich höhere Nährwertqualität .