Viele unserer vierbeinigen Gefährten sind – genauso wie wir Menschen – mit Schwermetallen belastet. Das liegt daran, dass der Organismus sie nur sehr schwer ausscheidet. Sie werden also zu großen Teilen in den Körpereweben eingelagert, reichern sich im Laufe des Lebens immer weiter an und können so zu einer chronischen Schwermetallvergiftung führen. Bei Hunden und Katzen sind es meist Arsen- und Quecksilberverbindungen, die zu Problemen führen. Sie können über den Verdauungstrakt wie auch über die Atemwege sowie die Haut und die Schleimhäute aufgenommen werden.
Woher stammt die Schwermetall-Belastung?
Sowohl für Arsen als auch für Quecksilber kommen verschiedene Quellen in Frage. Eine der Hauptquellen für beide Substanzen ist Meeresfisch. Da im Futter meist Fische verwendet werden, die relativ weit oben in der Nahrungskette stehen (z. B. Lachs), haben sich Schwermetalle dort auch schon in größerer Menge angereichert.
Wie eine Kollegin von mir durch Testung verschiedener Streus herausgefunden hat, kommt es bei Katzen häufig zu einer chronischen Arsenvergiftung durch Katzenstreus. Die Laboruntersuchungen haben ergeben, dass Streus, die aus kleinen “Steinchen” bestehen, Mikromengen an Arsenverbindungen enthalten. Da die Katzen ihr ganzes Leben immer wieder auf die Streu treten und sich hinterher putzen, nehmen sie beständig etwas davon auf. Unbelastet sind hingegen ökologisch (also ohne Pestizide) hergestellte Holzstreus.
Arsen kommt auch im Boden und teilweise im Wasser vor. Damit ist es auch in Planzen nachweisbar – z. B. Getreide und Kartoffeln. Vor einiger Zeit wurde auch vor Arsenbelastungen im Reis gewarnt, der sich in vielen Hunde- und Katzenfuttern findet und oft auch als Schonkost vorgeschlagen wird. Über die Fütterung von belasteten Pflanzen nehmen dann auch Tiere, die für die Fleischgewinnung dienen, Arsen auf.
Früher wurden Arsenverbindungen vielfach in Pflanzen- und Holzschutzmitteln, Insektiziden und auch in Wachstums- und Leistungsförderern oder Stärkungsmitteln eingesetzt. Dadurch kann es z. B. bei Spaziergängen auf dem früheren Mauerstreifen zu Belastungen kommen.
Quecksilber kann – neben der bereits genannten Quelle Fisch – auch in Getreide enthalten sein, weil teilweise organische Quecksilverbindungen als Saatbeizmittel verwendet werden. Diese sind allerdings inzwischen in Deutschland verboten.
Die Quecksilberverbindung Thiomersal wird auch nach wie vor als Konservierungsstoff manchen Impfstoffen zugesetzt. Quecksilberthermometer, die zerbrechen können, gibt es heutzutage kaum noch, dafür allerdings sind als neue Gefahr die Energiesparlampen hinzugekommen, die bei Zerbrechen ebenfalls Quecksilber freisetzen.
Wie äußert sich eine chronische Vergiftung?
Eine chronische Arsenbelastung zeigt sich häufig über die Haut und die Schleimhäute. Hier kann es z. B. zu schwarzen Verfärbungen von Haut oder Narben und auch zu Juckreiz, vor allem am Hals und über den Augen, kommen. Auch Schleimhautreizungen, die sich in Entzündungen an Augen oder Zahnfleisch, wiederkehrendem Schnupfen und Husten, oder Verdauungsstörungen wie Erbrechen oder Durchfall oder auch Blasenreizungen zeigen, sind möglich. Angststörungen können im Zusammenhang mit einer chronischen Arsenvergiftung stehen, ebenso Krebserkrankungen.
Da Quecksilberverbindungen die Blut-Hirn-Schranke passieren können und sich oft auch in Nervengewebe einlagern, sind neurologische Störungen wie Zittern oder Krämpfe und auch Unruhe oft ein Anzeichen für eine Quecksilberbelastung. Die möglichen Symptome sind aber auch hier vielfältig und können ebenso Haut und Schleimhäute, den Verdauungstrakt, die Nieren oder die Atemwege betreffen.
Zu den Symptomen bei aktuer und chronischer Vergiftung gibt auch die Seite CliniTox Auskunft.
Schwermetalle ausleiten
Grundsätzlich sollte man eine Ausleitung bei abnehmendem Mond vornehmen, da der Organismus zu dieser Zeit besonders gut ausscheidet, während bei zunehmendem Mond besser eingelagert wird. Dies vermindert dann auch mögliche Symptome durch die Mobilisiserung der Schwermetalle. Vor einer Ausleitung sollten nach Möglichkeit auch die Ausleitungsorgane Darm, Leber und Niere gestärkt werden. Um Schwermetalle auszuleiten, braucht es in der Regel eine Schwefelverbindung, an die sie sich binden können und dann ausgeschieden werden.
Chelatbildner
Früher war dazu der Chelatbildner DMPS (Dimaval®) frei verfügbar, welches aber heute verschreibungspflichtig ist. Wenn man damit arbeiten möchte, braucht es also ein Rezept von (tier)ärztlicher Seite. Chelatbildner haben den Vorteil, dass es zu einer schnellen Entgiftung kommt, was aber die Ausleitungsorgane ggf. stärker belasten kann. Andere Chelatbildner wie DMSA (inzwischen ebenfalls verschreibungspflichtig) oder EDTA leiten Quecksilber deutlich schlechter aus als DMPS.
Möchte man mit Dimaval arbeiten, erfolgt die Dosierung gewichtsabhängig. Pro 10 kg Körpergewicht verwendet man maximal 1 Kapsel. Um optimal dosieren zu können, öffnet man diese und teilt den Inhalt des Pulvers entsprechend auf (10 Teile, je kg Körpergewicht 1 Teil). Bei Hunden beginnt man zunächst mit einem Drittel bis der Hälfte der Dosis, Katzen werden gleich gewichtsentsprechend dosiert. Die Ausleitung erfolgt am besten zwei Tage vor Neumond. Pulver aus der Kapsel entnehmen und eine Stunde an der Luft liegen lassen (schwefliger Geruch verfliegt so). Dem Tier eine kleine Menge Futter geben, eine Stunde später das Dimaval in etwas Lieblingsfutter oder Flüssigkeit (z. B. Leberwurst, Sahne) verabreichen. Wenn es in Flüssigkeit gelöst wurde, gibt man es am besten mit einer Spritze ein. Die Tiere sollten zwei Tage lang vermehrt trinken, um die Entgiftung zu unterstützen. Das kann mit Zusatz von etwas Brühe oder Sahne gelingen.
Chlorella
Eine Alternative ist die Süßwasser-Mikroalge Chlorella. Sie hat im Hinblick auf die Schwermetallausleitung zwei Wirkkomponenten: Ein Anteil, vermutlich eine Aminosäure, mobilisiert die Schwermetalle aus den Geweben; das Sporopollein in der Zellwand bindet sie. Je nach Dosierung kann es vorkommen, dass mehr mobilisiert als gebunden wird, dann treten Symptome auf.
Chlorella ist beim Tier etwas schwerer zu dosieren. Gerade bei Katzen kann es außerdem sein, dass sie die Alge aufgrund des Geschmacks verweigern. Beim Menschen legt man die optimale Dosis fest, indem man die Verträglichkeitsdosis austestet – sobald Symptome auftreten, reduziert man auf die zuletzt verträgliche Dosis. Das ist beim Tier etwas schwieriger, weil nicht alle Symptome äußerlich sichtbar sind (z. B. Kopfschmerzen oder Schwindel). Auf jeden Fall sollte man die Dosis reduzieren, sobald Symptome sichtbar werden, das kann z. B. auch Übelkeit oder Durchfall sein.
Für die Dosierung wird für die Alge in Pulverform bei Katzen 1/4 TL täglich (entspricht 5 g) empfohlen, bei Hunden bis 5 kg 1/4 TL, bis 20 kg 1/2 TL, bis 40 kg 1 TL, darüber bis zu 2 TL. Die Chlorella-Alge gibt es auch als Presslinge, also in Tablettenform. Hier kann es eher zu Symptomen kommen, weil durch den Pressvorgang die Zellwände teilweise zerstört werden und sich damit die Bindungsfähigkeit verringert.
Grundsätzlich ist es sinnvoll, sich bei Hersteller zu informieren, welchen Gehalt an Schwermetallen die verwendeten Algen bereits enthalten. Bei Freilandherstellung kann es vorkommen, dass aus der Luft und dem Wasser relevante Mengen an Schwermetallen gebunden werden. Diese Produkte sind dann für die Ausleitung nicht mehr so geeignet. Seriöse Hersteller stellen Angaben hierfür zur Verfügung.
Gern berate ich Sie in meiner Praxis auch zu einer eventuellen Schwermetallausleitung bei Ihrem Tier.