“Ärzte gegen Tierversuche” fordern tierversuchsfreie Testverfahren


Anlässlich der bevorstehenden Jahresversammlung der Bayer AG fordern die “Ärzte gegen Tierversuche” alle Pharmaunternehmen auf, künftig in der Erforschung neuer Arzneimittel auf Tierversuche zu verzichten. Dies ist nicht nur eine Quälerei für die zahlreichen Labortiere – Mäuse, Ratten, Kaninchen, Hunde, Affen etc. – sondern Studien zufolge auch unsinnig, denn die Ergebnisse, die Versuche an Tieren ergeben, sind in der Regel nicht unmittelbar auf den Menschen übertragbar.

Die jüngste dieser Studien aus den USA, die im Februar 2013 in der amerikanischen Fachzeitschrift PNAS erschienen ist, hat untersucht, weshalb 150 entzündungshemmende Substanzen, die sich bei Versuchen an Mäusen als sehr wirksam erwiesen hatten, beim Menschen keine Wirkung zeigten. Genetische Untersuchungen ergaben dabei, dass der Mensch sehr viel stärker auf Entzündungen reagiert, als die Maus. Damit ist auch die Reaktion auf entsprechende Medikamente nicht mehr vergleichbar. Die Forscher untersuchten daraufhin weitere Erkrankungen wie akute Lungenentzündung, Infektionen und Strahlenkrankheit, bei denen ebenfalls große Unterschiede zu den Mäusen zutage traten.

Bereits im Januar 2013 hatte eine andere Forschergruppe im International Journal of Medical Sciences dargelelgt, dass in vielen Fällen Tierversuche nicht auf den Menschen übertragbar sind, z. B. beim Test von HIV-Impfstoffen oder bei der Beurteilung von Nebenwirkungen neuer Medikamente.

Bessere Methoden sind vorhanden, wenn auch in vielen Fällen noch nicht anerkannt. Hervorzuheben sind hier insbesondere die so genannten Biochips, bei denen echte oder künstliche Zellen, wie Nervengeflecht oder Lungengewebe, auf einen Träger aufgetragen werden und damit Medikamente getestet werden können. Die Cornell University hat mit dieser Methode sogar einen gesamten menschlichen Stoffwechselweg auf kleinstem Raum nachgestellt.

Die Anerkennung neuer Methoden ist relativ aufwändig, weil die tierversuchsfreien Verfahren zunächst im Ringverfahren in unterschiedlichen Labors nach einheitlichem Versuchsaufbau getestet werden müssen. Erst nach erfolgreicher Validierung kann die behördliche Anerkennung und gesetzliche Verankerung der jeweiligen Methode angestrebt werden.

Nähere Informationen zur Tätigkeit von “Ärzte gegen Tierversuche” und den neuen Testverfahren sind im Flyer “Woran soll man denn sonst testen” zu finden.

Im kosmetischen Bereich gibt es in dieser Hinsicht seit kurzem einen großen Fortschritt. Seit 11. März 2013 ist EU-weit der Vertrieb von Kosmetikprodukten, die in Tierversuchen getestet wurden, verboten. Dies ist wesentlich auf die Aktivitäten der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) zurückzuführen, die bereits seit 1990 für ein Verbot von Kosmetiktierversuchen gekämpft hat. Ob sich alle daran halten und wie das ggf. überprüft wird, bleibt noch abzuwarten. In der Zwischenzeit kann man noch auf Positivlisten von Kosmetikherstellern, wie z. B. bei Deutschen Tierschutzbund zu finden, zurückgreifen.