Impfungen für Haustiere – Schutz oder Risiko?


Impfungen: Spritze für die Injektion

Die Frage nach dem Verhältnis von Nutzen und Risiko von Impfungen lässt sich nicht pauschal beantworten. Allerdings ist es auf jeden Fall sinnvoll, sich gut zu informieren, um abwägen zu können, ob bei einem Tier das Risiko einer Erkrankung höher einzustufen ist als das Risiko von Impfnebenwirkungen oder -schäden.

Was machen Impfungen?

Schutzimpfungen (sog. aktive Impfungen) dienen dazu, durch das Einbringen von Erregermaterial in den Körper – entweder lebend, abgetötet oder als Giftstoffe des Erregers – eine Immunreaktion auszulösen, die zur Bildung von Antikörpern und damit zur künftigen Abwehr gleichartiger Infektionen führt. Dabei kommt es in der Regel nicht zum Ausbruch der Krankheit. Je nach Art des Erregers verbleiben die Antikörper unterschiedlich lange im Körper; im Laufe der Zeit sinkt der Spiegel ab. Darüber hinaus bildet das Immunsystem so genannte Gedächtniszellen aus, die – auch ohne dass noch ein Antikörperspiegel vorhanden ist – bei späterem Erregerkontakt zu einer schnellen und effizienten Abwehrreaktion führen. Durch Auffrischungsimpfungen soll dafür gesorgt werden, dass ein ausreichend hoher Antikörperspiegel erhalten bleibt.

Für eine Reihe von Erkrankungen gibt es außerdem eine so genannte Passivimpfung, mit deren Hilfe nach erfolgter Ansteckung Antikörper gegen die Erreger in den Organismus eingebracht werden können.

Probleme und Risiken

Impfstoffe enthalten eine Reihe von Zusatzstoffen, die unerwünschte Reaktionen im Körper auslösen können. Dazu gehören:

  • Adjuvantien, die die Immunantwort verstärken sollen (z. B. Aluminiumhydroxid, Squalen)
  • Konservierungsstoffe (z. B. Formaldehyd oder das quecksilberhaltige Thiomersal)
  • Fremdeiweiße (von den Nährmedien für die Züchtung der Impferreger)
  • Antibiotika (zur Abtötung von evtl. bei den Züchtungen entstandenen unerwünschten Mikroben)

Diese Zusatzstoffe können leichte und manchmal auch schwerwiegende Nebenwirkungen haben und kurz- oder langfristig zu Erkrankungen führen, z. B. zu Nervenschädigungen, allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock, Krebs oder Autoimmunerkrankungen.

Von einem Impfschaden spricht man, wenn nach der Impfung dauerhafte Schädigungen der Gesundheit zurückbleiben. Teilweise ist der Zusammenhang mit der Impfung allerdings schwer herzustellen, da die Schäden manchmal erst erheblich später – Wochen, Monate oder Jahre nach der Impfung – sichtbar werden.

Grundsätzlich sollten nur gesunde Tiere geimpft werden. Das Risiko von Impfnebenwirkungen oder Impfschäden steigt, wenn die geimpften Tiere nicht ganz gesund sind – das gilt auch bei psychischen Auffälligkeiten, die z. B. durch Stress entstehen, oder während der Rekonvaleszenz. Auch die Impfstoffhersteller empfehlen daher in ihren Beipackzetteln, nur ganz gesunde Tiere zu impfen. Demgemäß sollten chronisch kranke Tiere von Impfungen ausgenommen werden.

Bei der Verwendung von Lebendimpfstoffen kommt es gelegentlich zu einer Impferkrankung, das heißt zum Ausbruch der Krankheit, gegen die geimpft wurde. Von einem Impfdurchbruch spricht man, wenn die Krankheit trotz Impfung ausbricht.

Bei Katzen besteht ein besonders großes Risiko in der Entstehung von bösartigen Tumoren, den so genannten impf- bzw. injektions-assoziierten Fibrosarkomen. Sie werden insbesondere mit den Impfungen gegen FeLV (Leukose) und Tollwut in Verbindung gebracht.

Häufigkeit von Impfungen

In den letzten Jahren hat teilweise ein Umdenken im Hinblick auf den Abstand der Impfintervalle eingesetzt, das auf jeden Fall zu befürworten ist. Leider wird noch immer in vielen Tierarztpraxen die jährliche Wiederholungsimpfung praktiziert, obwohl die Ständige Impfkommission (STIKO) inzwischen auf längere Intervalle (meist drei Jahre) setzt. Studien aus den USA – vor allem von Professor Ronald D. Schultz – haben gezeigt, dass die meisten Impfungen noch sehr viel länger wirksam sind. Dies ist z. B. auch in die Impfempfehlungen des Weltverbandes der Kleintierärzte für Hundewelpen eingeflossen, der davon ausgeht, dass bei letzmaliger Impfung der Welpen im Alter von 14-16 Wochen eine jahrelanger, vermutlich lebenslanger Schutz gegen Staupe, Hepatitis und Parvovirose besteht. Der WSAVA sagt explizit, dass man die Hunde auf keinen Fall häufiger als alle drei Jahre impfen sollte, weil Nachimpfungen den Schutz nicht erhöhen.

Zu häufige Wiederholungsimpfungen bringen keinen Nutzen, da in diesem Fall der Antikörperspiegel nur kurzfristig ansteigt und dann wieder auf das vorherige Niveau absinkt. Sie bergen allerdings die oben genannten Risiken.

Letzten Endes entscheiden Sie als Tierhalter oder Tierhalterin darüber, wie oft und gegen welche Krankheiten Sie ihre Tiere impfen lassen wollen. Weitgehend unbekannt ist, dass es in Deutschland keine Impfpflicht gibt – auch nicht gegen Tollwut (ausgenommen im grenzüberschreitenden Verkehr). Um zu einer gut abgewogenen Entscheidung zu kommen, empfiehlt es sich, weiterführende Literatur hinzuzuziehen oder eine Beratung in Anspruch zu nehmen, die sowohl Nutzen als auch Risiken der einzelnen Impfungen aufzeigt.

Gern können Sie bei mir einen Termin für eine Impfberatung vereinbaren.

Weiterführende Informationsquellen:
Peichl, Monika: Hunde impfen – Der kritische Ratgeber. Konstanz 2013
Peichl, Monika: Katzen impfen – Der kritische Ratgeber. Konstanz 2016
Blog zu Haustierimpfungen
Impfrichtlinien des Weltverbandes der Kleintierärzte WSAVA (englisch)
Internetseiten der STIKO